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Schon wieder einer tot

Kurzkrimis mit Rezepten

»Schon wieder einer tot« ... und man könnte ergänzen: Schon wieder war eine die Mörderin. Denn im überwiegenden Teil der 17 Kurzkrimis entledigen sich Frauen ihrer langweiligen, schikanösen, despotischen oder unsensiblen Ehemänner, Liebhaber, Partner und Vorgesetzten. Wenn dann auch mal ein betagter Sohn seine Mutter oder ein Pensionär die Nachbarn auf dem Gewissen hat, macht das das kriminelle Gesamtbild dieses Bandes noch ein wenig runder. Dass diese Kurzkrimis nicht explizit verortet sind wie ansonsten die Bücher unserer Reihe »Mord und Nachschlag« (Regionale Krimis mit Rezepten), mag zunächst ein wenig befremden, aber diverse kleine Hinweise, der Sprachduktus und nicht zuletzt die Herkunft der Autorin Irene Wondratsch lassen schnell erkennen, dass die Kulisse für die Vielfalt der gereichten Morde eine österreichische ist.


Leseprobe:

Andere Männer mochten Nägel einschlagen, um Bilder aufzuhängen, quietschende Türen ölen, den Videorecorder programmieren, Rosa jedoch kam ihm immer zuvor. Zugegebenermaßen war das sehr bequem und bewahrte ihn vor Blaumeisen am Daumennagel und der Lektüre komplizierter technischer Gebrauchsanweisungen, und natürlich war sie als Chirurgin auch noch im permanenten Geschicklichkeitstraining, was bei ihm auf der HNO weniger gefordert war.
Wollte Joe sich beim Unkrautzupfen im Garten nützlich machen, protestierte sie:
»Gartenarbeit ist der richtige Ausgleich zu meinem Job« und fuchtelte ihm mit der Gartenschere vor der Nase herum.
Seit er mit dem Rasenmäher über das Stromkabel gefahren war, übernahm sie auch diese Tätigkeit.
Wenn er »Raumschiff Enterprise« im Fernsehen schaute, vertiefte sie sich in ihre Fachliteratur. Sie war geradezu bildungswütig.
Wer aber dachte, sie würde letztendlich todmüde ins Bett fallen, der irrte. Es kam eher öfter als selten vor, dass sie ihn verführte und er sein Letztes geben musste. Schließlich wollte er wenigstens im Bett seinen Mann stehen.
Als er ihr einmal aus der Zeitung vorgelesen hatte, dass Paare in Langzeitbeziehungen in der Regel höchstens einmal pro Woche, manchmal auch nur einmal pro Monat oder noch seltener Sex hatten, stieß sie mit gespieltem Entsetzen einen Schrei aus und umarmte ihn lachend, setzte sich auf seinen Schoß und knöpfte ihre Bluse auf.
Wenn sie ihn wenigstens einmal betrügen würde. Dann müsste er nicht so ein schlechtes Gewissen haben wegen Susi. Sie schafften es fast immer, gemeinsam für Nachtdienste eingeteilt zu werden. Der leitende Oberarzt, der den Dienstplan machte, fand es vernünftig, wenn Menschen, die gut miteinander auskamen, zusammenarbeiteten.
Das Zimmer für die diensthabenden Nachtärzte hatte Joe längst mit einem CD-Player ausgestattet, denn »Je t’aime« oder »Sexual Healing« konnte die Stimmung ganz schön anheizen.
Rosa war, ihrem geradlinigen Charakter entsprechend, die Treue in Person. Und so verständnisvoll. Akzeptierte sogar, dass er keine Kinder wollte.
Susi hingegen war weniger verständnisvoll. In letzter Zeit drängte sie immer öfter auf Scheidung. Sie wollte ihn ganz für sich haben. Sie war nicht nur jung und sehr sexy, sie war auch schutzbedürftig, wollte ihren Kopf an seine Schulter lehnen, was er gerne zuließ.
Meistens blieb es aber nicht dabei und er vergrub seinen Kopf zwischen ihren Brüsten oder Schenkeln. Susi brauchte ihn wirklich. Wer sonst hätte mit ihr die Großeinkäufe gemacht, wo sie doch kein Auto hatte. Er konnte sie nicht im Stich lassen. Den Härten des Lebens unbehütet ausliefern. Jede Frau außer Rosa brauchte einen Beschützer.
Rosa würde sehr gut allein zurechtkommen. Aber könnte er ohne sie noch seinen Porsche behalten, den sie ihm zum vierzigsten Geburtstag geschenkt hatte? Ganz abgesehen davon, dass seine Frau an der Universitätsklinik das Doppelte verdiente, hatte sie auch noch ein beträchtliches Vermögen geerbt, das ihnen einen hohen Lebensstandard ermöglichte. Der wäre bei einer Scheidung für immer dahin.
Ob Susi sich auch in einem Skoda chauffieren lassen würde? Sein Herz krampfte sich bei der Vorstellung zusammen, in welche Niederungen er herabsteigen müsste. Von der Villa in eine Mietwohnung. Lichthof statt Garten. Er konnte ja nicht einmal bei Susi einziehen, die wohnte im Schwesternheim.


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978-3-946938-33-0, Mord und Nachschlag 13, Broschur,133 Seiten, auch als E-Book in allen gängigen Formaten erhältlich für 5,99 EUR!